„MacBeth! MacBeth! MacBeth! Scheu den MacDuff….“ -  was für wahre Worte. Gesprochen von den wilden Hexen in William Shakespeares Anfang 1600 erstmals aufgeführtem Wunderwerk. Ziemlich genau 400 Jahre später stehen diese Hexen „wieder“ auf der Bühne. In grünlich-rotem Scheinwerferlicht. In Nebel gehüllt, welcher langsam und unheimlich in Richtung Publikum wabert.

Es ist eine blutige und ganz offenbar zeitlose Tragödie, die die 12. Klasse der Freien Waldorfschule Benefeld inszeniert. So tragisch und blutig, wie Machtgier und Rache eben sein können. Seit den Sommerferien 2021 probte die gesamte Klasse hochmotiviert in der Aula der Schule, erschuf ein modernes und eindrucksvolles Bühnenbild, stellte Kostüme und Musikstücke zusammen. Und das alles, um einen Klassiker auf die Bühne zu bringen, der es in sich hat.

Wer Shakespeare kennt, der weiß um seine teils derben Witze, seine malerische Sprache und sein Geschick, Emotionen in Wortkunst zu verwandeln. Was die Schülerinnen und Schüler am vergangenen Wochenende in ihren Aufführungen am Samstag und Sonntag leisteten, war beeindruckend. In wenigen Wochen hatten sie es geschafft, die dramatische Geschichte um den grausamen schottischen Herrscher so eindringlich darzustellen, dass einem streckenweise das Blut in den Adern gefror. Während MacBeth zunächst noch ehrenvoll für die Königin Duncan in die Schlacht zog, wächst doch seine Gier nach Macht. Befeuert und angetrieben wird er dabei von seiner Gattin, die ihn überredet, die Königin zu ermorden, um dann selbst quasi an ihre Stelle zu treten. Die Tat zieht Folgetaten nach sich. Zu viele Zeugen, zu viele Skeptiker und Widersacher schleichen sich in MacBeths Gedanken und er löscht sie alle aus. Was bleibt, ist das Blut, dass an seinen Händen klebt und nicht nur er, sondern auch seine Gattin werden mehr und mehr vom Wahnsinn des Gewissens geplagt.

Effektvoll und beklemmend inszenierten die Schüler*innen diese Situationen. Mit Klang, Licht und überzeugender Schauspielkunst zogen sie die Zuschauer*innen in ihren Bann. Welch` Wohltat war es da, wenn der Hoftrottel zwischendurch die Bühne kreuzte und für einen Lacher in der sonst sehr kühlen und beklemmenden Atmosphäre sorgte. Das Stück lebte von Vielseitigkeit. Intensive Sprache wechselte mit fantastischen Choreografien und so war jede Umbausituation ein Erlebnis, jeder Hexentanz ein Kunstwerk, jeder Bühnenmord ein tiefer Blick in menschliche Abgründe. Es grenzte an eine Wohltat, als MacDuff letztenendes den Tod seiner Familie rächte und MacBeth im Kampf besiegte. Als (im wahrsten Sinne des Wortes) krönenden Abschluss versammelte sich die 12. Klasse auf der Bühne und performte musikalisch die Ernennung des neuen Königs – Gänsehautatmosphäre im Saal. Nach langer Pause war dies endlich wieder ein öffentlicher Theatergenuss höchster Qualität, kreiert von jungen motivierten Menschen und einer engagierten Lehrerschaft.

 

Text Annalena Horl

Fotos Jonathan Hahn (bitte erwähnen!)

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